Die befestigten Kirchenburgen stammen aus dem 12. bis 16. Jahrhundert und befinden sich zum größten Teil in den Dörfern der deutschen Bevölkerung (bekannt unter dem Namen Sachsen).
Der Unterschied zu Wehrkirchen in anderen Ländern ist ihre Häufigkeit und der gute Zustand.
Ihre Typologie ist vielfältig, von befestigten Kultstätten zur Verteidigung, nicht befestigten Kirchen umgeben von Verteidigungsmauern und Türmen bis hin zur Kirchenburg mit mehreren Befestigungswällen, Rondellen und Basteien.
Die deutschsprachige Bevölkerung Siebenbürgens ist vom ungarisches König Geisa II (1141-62) nach Transsilvanien (dem Land jenseits der Wälder) geholt worden. Die ersten Sachsen sind im Tal des Hartibaciu-Flusses (Agnetheln) sesshaft geworden.
Zur gleichen Zeit und ein wenig später baute hier im Burzenland der deutsche Ritterorden einige Städte (Brasov - Kronstadt) und Burgen (Bran - Törzburg), um die Verteidigung der Region zu sichern.
Die meisten der Siebenbürger Sachsen waren jedoch Flamen und Franken aus Luxemburg und dem Rhein-Mosel-Gebiet, die als Handwerker und Bauern tätig waren. Mit dem „Goldene Freibrief“ (1224) bestätigte der ungarischen König Andreas II die Rechte der Sachsen zur Selbstverwaltung und Eigengerichtsbarkeit. Im 13. Jahrhundert folgte eine neue Kolonisierungswelle.
Von 1241-1242 und 1285 machten verheerenden Tataren-Einfälle das Land unsicher.
Ab 1420 begannen die Osmanen in das Land einzufallen - eine Situation, mit der die Einwohner für die nächsten 3 Jahrhunderte immer wieder rechen mussten. Aus diesem Grund entschloss man sich, die Städte durch große Verteidigungssysteme zu stärken. Die Dörfer hatten aber nicht die erforderlichen Mittel für solche Projekte und entschieden sich daher, die eigene Verteidigung zu verbessern, indem sie die Dorfkirche verstärkten. Die Kirchen waren meist an einem strategischen Punkt platziert und als letzte Zufluchtsstätte gebaut. Somit sind über 200 Kirchenburgen entstanden, von denen 100 bis heute erhalten sind. Jede ist für sich ein Unikat.
In der Regel hat man den Glockenturm in einen Verteidigungsturm umgestaltet. Oft ist aber ein zweiter neu errichteter Turm vorhanden. Für den Fall der Belagerung wurden an die Umfassungsmauer ein– und auch zweigeschossige Räume mit Schlafgelegenheiten geschaffen: Raum für Vorräte (Korn, Speck und Rauchwaren), für den Schulunterricht, u.s.w. - natürlich auf das Wesentlichste beschränkt. Somit wurde die Wehrkirche zu einem kleinen Dorf im Dorf.
Seit dem 15. Jahrhundert erhielten die Kirchen doppelte oder dreifache Ringmauern, die mit Türmen, Bastionen, Gräben und Bollwerken versehen waren. Die Wehrkirchen entwickelten sich bis ins 16. Jahrhundert.
Die Eingliederung Siebenbürgens in die österreichische Monarchie (1699) hat die Lage nicht verbessert. Bis zum Anfang des 18. Jahrhunderts gab es immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Habsburgern, den Ungarn und den Osmanen. Auch wenn die Wehrkirchen ab nun keinen Verteidigungszweck mehr erfüllten, blieben sie ein starkes Zeichen kultureller Identität.
Die UNESCO hat sechs der Kirchen zum Welt-Kulturerbe erklärt.
Die Entscheidung vieler Sachsen, die ab den siebziger Jahren verstärkt nach Deutschland ausgewandert sind, hat zu einer Vereinsamung der siebenbürgischen Dörfer geführt. Und das führte wiederum zum Verfall der Kirchen und der Dörfer. In letzter Zeit gibt's zahlreiche Initiativen und Bemühungen von Ländern und Stiftungen, die Dörfer und Wehrkirche im guten Zustand zu erhalten. Leider sind keine funktionierenden langfristigen Lösungen bemerkbar.
Die stark wachsende touristische Nachfrage sichert bis zu einem gewissen Grad den Fortbestand der Wehrkirchen und vielleicht bevökert sie auch wieder die Dörfer.
Die Wehrkirchen Siebenbürgens.
Im siebenbürgischen Raum wurden die meisten zunächst als romanische (13. Jahrhundert) oder gotische (14. bis 15. Jahrhundert) Kirchen gebaut, die dann unter dem Einfluss der ottomanischen Einfälle zwischen dem 15. und 17. Jahrhundert bauliche Veränderungen erfahren haben. Die Kirchen, befestigt oder nicht, wurden von Mauern umgeben, die dem Gelände angepasst und die mit Basteien und Verteidigungstürmen ausgestattet waren. Die meisten Wehrkirchen finden wir in der Provinz Hermannstadt, die im 14. Jahrhundert in sieben Stühle aufgeteilt wurde: Broos (Orastie), Mühlbach (Sebes), Reussmarkt (Miercurea), Hermannstadt, Leschkirch (Nocrich), Großschenk (Cincu) und Reps (Rupea), Mediasch (von den zwei Stühlen Mediasch und Marktschelken (Seica Mare).
Die Wehrkirchen im Siebenbürgen waren nicht dauerhaft bewohnt. Sie hatten kirchliche Funktionen, dienten der Bevölkerung aber im Angriffsfall als Zuflucht und zur Verteidigung.
DIE KIRCHENBURGEN.
§ AGNITA / AGNETHELN. 1409 ist die Kirche im gotischen Stil auf das Fundament einer ehemaligen romanischen Basilika erbaut worden. Die Mauern der Wehrkirche sind vor 1870 abgerissen worden. Der Schuster-Turm im Südwesten der Anlage ist erhalten geblieben.
§ ALMA VII / ALMEN. Das Dorf wurde schon im Jahr 1289 schriftlich erwähnt. Die hallenartige Kirche ist im Jahr 1502 gebaut und im XVI. Jahrhundert befestigt worden. In der gotischen Kirche sieht man noch alte Fresken, die um 1718 restauriert worden sind. Im XIX. Jahrhundert ist der Innenraum mit Barockelementen umgebaut worden. Die Orgel stammt aus dem Jahr 1791. In der überbauten Wand der Chorpartie gibt es eine Reihe von Löchern, durch welche geschmolzenes Pech gegossen worden ist. Die Wehrkirche ist im Jahr 1966 restauriert worden.
§ AGARBACIU / ARBEGEN. Im XIV. Jahrhundert errichtet und im XVI. Jahrhundert befestigt. Die letzten Änderungen stammen aus dem XIX. Jhdt.
§ APOLD / TRAPPOLD. Die Ende des XV. Jhdt. gebaute Kirche ist von zwei befestigten Ringmauern umgeben. Über dem Eingang befindet sich der sogennante „Turm der Alten Schule“. Im Inneren der Kirche befinden sich der Altar im Stil Ludwig XVI., ein Tabernakel aus Stein und bemalte sächsischen Holzmöbel.
§ ATEL / HETZELDORF. Die im XIV. Jhdt. gebaute gotische Kirche wurde im XV. Jhdt. befestigt. Die Kirche hat ein gut erhaltenes gotisches Westtor und einen vieleckigen Altar. Erbaut wurde die Kirche vom Architekten Andreas Lapicida aus Hermannstadt, von dem auch die Skulptur stammt.
§ AXENTE SEVER / FRAUENDORF. Die Kirche ist 1305 erbaut worden und verfügt über einen im Neubarock-Stil errichtete Altar. Einmalig ist der massive Turm, der auf das Schiff gebaut worden ist.
§ BAZNA / BAASSEN. Im XIII. Jhdt. ist diese gotische mit romanischen Elementen versehnte Kirche erbaut worden. Die Ringmauern sind im Zeitraum des XV. bis XVI. Jhdt. dazugebaut worden. Die Ortschaft Baassen ist für sein jodhaltiges Mineralwasser als Kurort bekannt.
§ BOIAN / BONNESDORF. Der saalartige Bau ist im XV. Jhdt als gotische Kirche erbaut und später verstärkt worden.
§ BRADENI / HENNDORF. Evangelische Kirche, gebaut zwischen 1476 – 1507.
§ BRADU / GIERELSAU. Die evangelische Kirchenburg ist erstmal im Jahr 1315 urkundlich erwähnt worden.
§ BUNESTI / BODENDORF. Eine wunderschöne evangelische Kirchenburg.
§ BRUIU / BRALLER. Im Jahr 1307 ist die Kirche erstmal urkundlich erwähnt worden. Es handelt sich hier um eine romanische Basilika aus dem XIII. Jhdt., die im XV. Jhdt. mit gotische Elemente versehen worden ist. Ein Spätrenaissance Altar wurde Ende XV./Anfang XVI. Jhdt. geschaffen.
§ CHIRPAR / KIRSCHBERG. Eine romanische Basilika aus dem XII. Jhdt., wurde später zur evangelischen Kirche umgebaut. Einen Glockenturm samt Uhr ist vorhanden. Das ursprüngliche Gebäude ist aus Stein, die späteren Änderungen wurden mit Ziegeln durchgeführt.
§ CINCSOR / KLEIN-SCHENK. Die Kirche ist im XV. Jhdt. erbaut worden.
§ CINCU / GROSS-SCHENK. Hier steht eine der größten Wehrkirche Siebenbürgens. Auch hier wurde im XV. Jhdt. aus einer romanischen eine gotische Kirche erbaut. Sehenswert ist der mit einem Renaissance-Gemälde versehene und im Jahr 1721 errichtete Altar.
§ CISNADIE / HELTAU (Kreis Sibiu). Eine romanische Kirche, im XII. Jhdt erbaut. Nach dem schrecklichen Einfall der Osmanen in Sibiu / Hermannstadt im Jahr 1493 ist sie gotisch umgebaut worden. 1591 bekam der Glockenturm 4 kleine Ecktürme aufgesetzt, als Zeichen der eigenen Gerichtsbarkeit. Drei Ringmauern mit 7 Verteidigungstürmen sind im 15./16. Jhdt. dazu gebaut worden. Die Wehrkraft dieser mächtigen Anlage zeigte sich im Jahr 1658, als die Osmanen scheiterten. Sehenswert ist der mächtige Glockenturm mit 4 Stockwerken.
§ CISNADIOARA / MICHELSBERG (Kreis Sibiu). Die evangelische Kirche „St. Michael“ ist am 20. November 1223 erstmal urkundlich erwähnt worden, als sie vom Magister Gozelinus der Zisterzienser Abtei in Carta geschenkt worden ist. Es ist eine der ältesten romanischen Kirchen in Rumänien und eine der ältesten Kirchenburgen. Die Anlage besteht aus einer Ringmauer mit einem Eingangs-Wehrturm. Im Hof befanden sich Steinblöcke, die bei Belagerungen den 70 Meter hohen Hügel auf die Feinde hinabgerollt worden sind. Diese Flusssteine, so der Brauch, waren vorher von heiratswilligen Jungen hinaufbefördert worden, um ihre Männlichkeit unter Beweis zu stellen. Der Grundriss der Kirche und die Steinmetzarbeiten am Portal (1260) zeugen von rheinländischen Einfluss. Sehenswert ist das westliche romanische Portal.
§ CLOASTERF / KLOSDORF. Hallenförmige Kirche und Befestigung, erbaut im Jahr 1523.
§ COPSA MARE / GROSS-KOPISCH. Die Kirche mit überdachten Seitenschiffe ist im XIV. Jhdt. befestigt worden. Der Eingang führt durch den befestigten Uhrturm.
§ CRISTIAN / NEUSTADT (Kreis Sibiu). Die evangelische Kirche ist auf einer alten romanischen Basilika aus dem XIII. Jhdt erbaut worden. Im XVI. Jhdt. ist die Befestigung dazu gebaut worden.
§ DARLOS / DURLES. Das Dorf wurde schon 1317 als Weinort erwähnt. Die spätgotische evangelische Kirche wurde im XV. Jhdt erbaut. Auf den Innenmauern sind Freskenspuren zu sehen, die vor 1544 gemalt worden sind. Eine Besonderheit ist die Außenmalerei auf der hinteren Mauer. In den Wänden sind römischen Gebeine und Grabsteine eingemauert.
§ DEALU FRUMOS / SCHÖNBERG. Die Wehrkirche ist im XIII. Jhdt. gebaut und im XV. Jhdt. in eine gotische Kirche umgebaut worden. Die Abwehrtürme in den Ecken sind im Jahr 1522 errichtet worden. Sehenswert sind das Portal mit alten germanischen Motiven und die Barockorgel.
§ GHIMBAV / WEIDENBACH. Gotische Kirche aus dem XIV. – XV. Jhdt. 1775 wurde die Kirche renoviert. Die Kirche verfügt über einen sehenswerten Marmoraltar mit einem bemalten Hochrelief, das Jesus als Sieger darstellt.
§ HOMOROD / HAMRUDEN. Eine Wehrkirche mit einem sehenswerten Altar und einer Orgel.
§ HOSMAN / HOLZMENGEN. Die romanische Kirche aus dem XIII. Jhdt. wurde im XV. Jhdt. umgebaut und um 1500 befestigt. Sehenswertes romanisches Tor.
§ IACOBENI / JACOBSDORF. Die evangelische Kirche wurde als spätgotische Basilika im XV. Jhdt. erbaut und ums Jahr 1500 befestigt.
§ IGHISU NOU / EIBESDORF. Im XIV. Jhdt. erbaute gotische Kirche. Die Festungsanlage bietet eine Besonderheit - der mit der Kirche gleich hohe Westturm.
§ MALANCRAV / MALMKROG. Die während der zweiten Hälfte des XIV. Jhdt. gebaute Kirche verfügt über die wertvollste gotische Wandmalerei in Siebenbürgen. Die Malerei wurde im Jahr 1405 geschaffen.
§ MARPOD. Zwischen dem XVII. – XIX. Jhdt. erbaute evangelische Kirche. Die Wehrmauern sind im XV. – XVI. Jhdt. dazu gekommen
§ MERGHINDEAL / MERGELN. Die romanische Kirche stammt aus dem Jahr 1280. Befestigt wurde die Kirche im XV. – XVI. Jhdt. Zwei symmetrisch stehende Türme im Osten und Westen machen das Kirchengebäude etwas ungewöhnlich.
§ MESENDORF / MESCHENDORF. Gotische Kirche mit befestigten Mauern aus dem XV. – XVI. Jhdt.
§ MOSNA / MENSCHEN. Gotische Kirche, zwischen 1480 – 1486 erbaut und im XVI. Jhdt. mit starken Mauern und Türme ausgerüstet.
§ MOVILE / HUNDERTBÜCHELN. Eine romanische Basilika aus dem XIV. Jhdt., wurde später umgebaut und im XV. Jhdt. befestigt.
§ NETUS / HEITHAUSEN. Wehrkirche aus dem XV. Jhdt. (etwa 1448).
§ NOCRICH / LESCHKIRCH. Auf den Ruinen einer im XIV. gebauten alte Kirche ist im Jahr 1802 eine neue entstanden. Die Wehrmauern sind im XVI. - XVII. Jhdt gebaut worden. Am 24. April 1926 bekam die Kirche neue Glocken. Sehenswert ist die Kanzel mit Basrelief und goldenen Ornamenten mit Jugendstill-Einflüssen.
§ RICHIS / REICHESDORF. Die gotische Basilika stammt aus der zweiten Hälfte des XIV. Jhdt. Die Kirche verfügt über eine Orgel (1778) und einen Altar (1775) mit barocken Ornamenten.
§ ROADES / RADELN. Die Wehrkirche wurde im XIII. – XVI. Jhdt. gebaut.
§ ROSIA / ROTHBERG. Eine in der ersten Hälfte des XIII. Jhdt. erbaute romanische Basilika.
§ ROTBACH. Die evangelische Kirche ist im Jahr 1250 gebaut und später im XV. Jhdt. befestigt worden. Hier fand der österreichische General Basta, der vor Gabriel Bathory, Fürst von Siebenbürgen, flüchtete, sicheren Schutz. Im Jahr 1732 vernichtete ein Brand sowohl die Wehrkirche als auch das Dorf. Erst 1738 hat man mit den Sanierungsarbeit begonnen. Der Turm der Kirche ist original erhalten.
§ SEICA MARE / GROSS-SCHELKEN. Eine ursprüngliche romanische Basilika aus dem XIII. Jhdt. wurde im XV. Jhdt. gotisch umgebaut und befestigt.
§ SLIMNIC / STOLZENBURG. Die Ortschaft Slimnic wurde im Jahr 1282 gegründet. Die Kirche ist im XIV. Jhdt. errichtet und 1792 erneuert worden. Die Befestigung ist im XIV. Jahrhundert erbaut worden, als man auch den Turm baute. Die Mauer haben eine Höhe bis zu 12 Meter und sind 3,5 Meter breit. Die Ruinen zeigen bis heute noch wie mächtig diese Festung einst war.
§ SOALA / SCHAAL. Die Wehrkirche wurde im XV. Jhdt. gebaut.
§ SOMARTIN / MARTINSBERG. Gut erhaltene Wehrkirche, vermutlich aus dem XV. Jhdt.
§ STEJARISU / PROPSDORF. Eine interessante Wehranlage samt Kirche aus dem XIV. Jhdt.
§ SURA MICA / KLEIN SCHEUERN. Auch hier ist im Jahr 1506 die frühere romanische Basilika aus dem XIII. Jhdt. umgebaut und befestigt worden.
§ VALCHID / WALDHÜTTEN. Die gotische Kirche wurde im Jahr 1390 erbaut. Ein dominierender Uhrturm und Wehrtürme an alle Ecken sind Zeugen einer wichtigen Kirchenburg. Im Bürgerkrieg von 1605 ist die Wehranlage zerstört, aber später wieder aufgebaut worden. Sowohl der Altar als auch die Orgel sind zwischen 1809 – 1811 restauriert worden.
§ VULCAN / WOLKENDORF. Auch hier hat man eine romanische Basilika zu einer evangelischen Kirche umgebaut.